Interview zum Thema internationale Aufträge bei Metall Ritten

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Und dann führte eins zum anderen …

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Der Geschäftsführer von Metall Ritten Lorenz Kröss und Projektmanager Robert Ploner im Gespräch

Vom Treppengeländer zum Fassadenbau: Metall Ritten hat seit der Gründung vor 30 Jahren einen großen Wandel vollzogen. Der bedeutendste Wachstumsschritt kam mit der Expansion in den deutschsprachigen Raum. Vor allem der deutsche Markt ist inzwischen ein wichtiges Standbein für das Rittner Unternehmen. Gründer und Geschäftsführer Lorenz Kröss und Projektmanager Robert Ploner erzählen offen – und mit reichlich Augenzwinkern – von den ersten Schritten jenseits der Südtiroler Landesgrenze, von den Herausforderungen, die sie mit sich brachten, und warum der deutsche Markt für das Rittner Unternehmen heute nicht mehr wegzudenken ist.

Wo liegen die Anfänge von Metall Ritten?

Lorenz: Begonnen haben wir eigentlich mit Kunstschmiede-Arbeiten, mit Toren und Geländern, im ländlichen Raum und mit lokalen Kunden. Schon bald kamen größere Bauprojekte für Südtiroler Hotelbetriebe dazu. Mit der Zeit hat sich unser Auftragsschwerpunkt gewandelt, weg von den filigranen Arbeiten, und inzwischen bauen wir fast ausschließlich große (Fassaden-)Flächen. 

Wie kam es zu den ersten Aufträgen im Ausland?

Lorenz: Die ersten Projekte außerhalb Südtirols lagen im oberitalienischen Raum, wo wir auch heute noch tätig sind. Für uns ist das ja manchmal schon fast Ausland (lacht). Aber eigentlich haben wir uns schon bald in Richtung Norden orientiert, vor allem nach Süddeutschland, und auch einige Projekte in Österreich übernommen.  

So richtig los ging es dann, als wir 2013 an der Baumesse in München teilgenommen haben. Ganz zufällig sind wir da gelandet, weißt du noch Robert? Die Handelskammer hat kurzfristig noch einen Stand frei gehabt und hat uns gefragt, ob wir Interesse hätten. Man hat uns fast zwingen müssen (lacht), aber das war am Ende ein Riesen-Erfolg! Und dann führte eins zum anderen … 

Robert: Ja, das stimmt, die Messe hat ordentlich Schwung gebracht. Fast zeitgleich haben wir auch einen großen Auftrag im Großraum München erhalten. Aus der guten Zusammenarbeit mit den beteiligten Architekturbüros und den anderen Gewerken entstanden dann wiederum neue Kontakte und Empfehlungen. 

Lorenz: Empfehlungen sind wirklich die beste Werbung. So haben wir richtig Fuß gefasst im süddeutschen Raum und sind dort sehr gut aufgestellt. Die Messe brauchen wir aktuell nicht mehr. Natürlich muss man auch an morgen denken: Wenn man nicht sät, kann man nicht ernten. Aber ich glaube, wir haben einfach gut gesät. (lacht) 

Was schätzen eure deutschen Auftraggeber an der Zusammenarbeit mit Metall Ritten?

Lorenz: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass unsere Kunden erstaunt sind, welche Arbeiten wir alles leisten können. Im Ausland sind die Gewerke untereinander viel stärker aufgeteilt. Wir sind ja beides, Schlosser und Fassadenbauer, und das freut unsere Auftraggeber, wenn die Arbeiten in einer (also unserer) Hand bleiben. (lacht) 

Robert: Was mich erstaunt hat, war die sprachliche Barriere auf deutschen Baustellen. Unsere Auftraggeber schätzen es sehr, dass wir mit unserem eigenen (deutschsprachigen) Fachpersonal vor Ort sind und Probleme und Lösungen direkt auf der Baustelle besprochen werden können. Das ist tatsächlich ein großer Vorteil, den wir gegenüber deutschen Firmen mit ausländischem Personal oft haben. 

Lorenz: Gerne würden wir auch noch mehr Aufträge im Ausland annehmen, aber es ist nicht immer einfach, unsere Mitarbeiter zu motivieren, auf Baustellen außerhalb Südtirols zu arbeiten – auch wenn z.B. in Städten wie München oder Ingolstadt sehr viel Abwechslung geboten ist. 

Und umgekehrt? Warum ist der deutsche Markt für euch so spannend?

Robert: Anfangs waren viele Gepflogenheiten und Montageabläufe neu und teilweise wirklich ganz anders als wir es gewohnt waren. Beispielsweise mit Sicherheitseinbehalten und Zahlungsabzügen arbeitet man hier einfach nicht. Aber inzwischen haben wir gelernt, damit umzugehen, die Zusammenarbeit ist langjährig und es läuft für beide Seiten rund. Es ist einfach schön, mit Leuten zu kooperieren, bei denen man weiß, dass man sich auf’s Wort und den Handschlag verlassen kann.  

Lorenz: Gerade die Bürokratie und Vertragsarbeit ist in Deutschland teilweise sogar einfacher als bei uns. Die Ausschreibungen und die Aufteilung von Gewerken werden klar und sehr detailliert ausgearbeitet. Das dauert zunächst länger, aber später wissen beide Seiten genau, woran sie sind. Es gibt keine mündlichen Nebenabsprachen, keine nachträglichen Preisverhandlungen. Die Verlässlichkeit und Genauigkeit ist auch auf der Baustelle vorhanden, selbst bei Großprojekten. So macht Arbeit Spaß

Und wenn wir schon bei den Großprojekten sind: Wo liegen da die Herausforderungen?

Lorenz: Bei großen Projekten ist der Grat zwischen Prestige und Rentabilität sehr schmal. Eine präzise Kalkulation ist eine gute Basis, aber ein Restrisiko, welches nicht beeinflusst werden kann, bleibt bestehen. Ich denke da zum Beispiel an die Kirchenfassade in Leifers – da hätte viel schief gehen können, aber wir haben daran geglaubt und es hat geklappt. Am Ende hat das Bauwerk sogar den Südtiroler Architekturpreis gewonnen. 

Robert: Die Herausforderung bei großen Aufträgen ist oft die Logistik. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Baustelle in München, Mailand oder Bozen ist. Gerade in Innenstadtlagen hat man vorher einen riesigen bürokratischen Aufwand, um die Genehmigungen für Zufahrt und Anlieferung zu bekommen. Das ist viel einfacher, wenn die Baustellen eher ländlich gelegen sind. 

Lorenz: Ja, da hast du Recht. Und wie schon gesagt, der Mangel an Fachkräften, die flexibel genug sind, auch im Ausland arbeiten zu wollen, das ist eine grundlegende Herausforderung. Ich würde mir sehr wünschen, diese Problematik in Zukunft in Griff zu bekommen. 

An welche Projekte im Ausland erinnert ihr euch noch gut?

Lorenz: Das erste große Projekt im Ausland war 2013 der Firmensitz der Firma Probat GmbH in Ingolstadt. Wir haben dort die ganzen Fassadenarbeiten gemacht, was eine große Herausforderung war. In der Preis- und Vertragsverhandlung damals, wir waren zu zweit, da haben wir ganz schön geschwitzt. Die 15 Minuten Bedenkzeit vor der Vertragsunterschrift – da schwitze ich heute noch, wenn ich daran denke (lacht)! Aber es hat sich gelohnt, wir sind noch immer in Kontakt und haben zwei Jahre nach dem Abschluss gleich das Folgeprojekt bekommen.

Robert: Ich erinnere mich auch noch an den Auftrag für die Konzernzentrale des Automobilzulieferers ZF in Friedrichshafen am Bodensee. Dort waren wir einer von insgesamt acht beteiligten Schlosser-Betrieben. Das hat mir gezeigt, dass es nicht nur große Gebäude gibt, sondern auch die Dimension Mega-Bauten. Sehr beeindruckend! Am Ende hat jedes Projekt seine ganz eigene Herausforderung, aber gleichzeitig eben auch seine ganz eigene Geschichte – und das ist ja genau das Schöne daran.